EUROPÄISCHES SEGEL-INFORMATIONSSYSTEM
Sicher navigieren ohne GPS
Radar-Navigation: Ähnlich genau wie GPS
von Holger Dambeck
Last update: Mittwoch, 16. März 2005, 06:42 Uhr
Mit der intelligenten Auswertung von Radarsignalen glauben schwedische
Forscher eine Alternative zu GPS gefunden zu haben. Das System
funktioniert zwar nur in Küstennähe, soll aber ähnlich genau arbeiten
wie die Satellitennavigation und vor allem ausfallsicher sein.
Ohne Satellitennavigation ist die heutige
Welt kaum noch vorstellbar. Frachtschiffe, Verkehrsflugzeuge und selbst
Lkw navigieren mit Hilfe des Global Positioning System (GPS).
Hundertprozentig verlassen können sie sich auf die Signale aus dem All
freilich nicht. Das von den USA betriebene System kann jederzeit
abgeschaltet werden, etwa im Kriegsfall, um Gegnern die Orientierung zu
erschweren.
Schlechtes Wetter kann das System
ebenfalls unbrauchbar machen, genauso wie so genannte GPS-Jammer -
Störsender, die auf den gleichen Frequenzen funken wie die Satelliten.
Mit derartigen Sendern versuchte unter anderem die irakische Armee,
amerikanische Präzisionswaffen abzulenken.
Ein Doktorand von der schwedischen
Universität Linköping hat jetzt eine störungssichere Navigationstechnik
entwickelt, die zumindest Schiffe zum Teil unabhängig vom GPS machen
soll. Rickard Karlsson vom Center for Control and Communication setzt
dabei ganz auf Radar und Rechenpower.
Mithilfe des Schiffsradars wird permanent
der Abstand zu Küstenlinien in der Nähe gemessen. Eine Software im
Bordcomputer vergleicht die Messungen mit digitalen Karten und bestimmt
so die exakte Position des Schiffs.
Fredrik Gustafsson, Betreuer der
Doktorarbeit, sagte gegenüber SPIEGEL ONLINE, das System funktioniere
nur in der Nähe von Küsten. "Ein Schiff darf maximal 700 Kilometer vom
Land entfernt sein." Ob das System zuverlässig arbeite, hänge auch von
der Variation der Küstenlinie ab.
Einen echten Einsatz auf offener See hat
das Navigationssystem noch nicht absolviert, immerhin aber einen
realitätsnahen Test. Dabei wurde der Computer mit simulierten
Radarsignalen gefüttert, die bei der Vorbeifahrt an einer Inselgruppe
entstehen.
Ein ähnliches Verfahren sei auch für
U-Boote denkbar, erklärte Karlsson. Anstelle von Radar könne hier das
Sonar genutzt werden. Die Schallmessungen müssten dann mit einer
3D-Karte des Meeresgrundes abgeglichen werden, um die exakte Position
zu bestimmen.
Die Europäische Union will mit "Galileo"
eine Alternative zum von den USA betriebenen GPS aufbauen. Das
ehrgeizige Projekt, ein System aus 30 Satelliten, soll der europäischen
Wirtschaft ab 2009 Sicherheit bieten und obendrein genauer arbeiten als
GPS. Daran beteiligt sind auch China, Indien und Russland.
Störungssicher ist Galileo jedoch ebensowenig wie GPS.