Sicher navigieren ohne GPS
Datum: Tuesday, 15.March. @ 17:08:41 CET Thema: Seeschifffahrt
Mit
der intelligenten Auswertung von Radarsignalen glauben schwedische
Forscher eine Alternative zu GPS gefunden zu haben. Das System
funktioniert zwar nur in Küstennähe, soll aber ähnlich genau arbeiten
wie die Satellitennavigation und vor allem ausfallsicher sein.
Universität Linköping
Radar-Navigation: Ähnlich genau wie GPS Ohne Satellitennavigation ist
die heutige Welt kaum noch vorstellbar. Frachtschiffe,
Verkehrsflugzeuge und selbst Lkw navigieren mit Hilfe des Global
Positioning System (GPS). Hundertprozentig verlassen können sie sich
auf die Signale aus dem All freilich nicht. Das von den USA betriebene
System kann jederzeit abgeschaltet werden, etwa im Kriegsfall, um
Gegnern die Orientierung zu erschweren.
Schlechtes Wetter kann das System ebenfalls
unbrauchbar machen, genauso wie so genannte GPS-Jammer - Störsender,
die auf den gleichen Frequenzen funken wie die Satelliten. Mit
derartigen Sendern versuchte unter anderem die irakische Armee,
amerikanische Präzisionswaffen abzulenken.
Ein Doktorand von der schwedischen Universität
Linköping hat jetzt eine störungssichere Navigationstechnik entwickelt,
die zumindest Schiffe zum Teil unabhängig vom GPS machen soll. Rickard
Karlsson vom Center for Control and Communication setzt dabei ganz auf
Radar und Rechenpower.
Mithilfe des Schiffsradars wird permanent der
Abstand zu Küstenlinien in der Nähe gemessen. Eine Software im
Bordcomputer vergleicht die Messungen mit digitalen Karten und bestimmt
so die exakte Position des Schiffs.
GPS-Alternative "Galileo": 30 Satelliten im All
Fredrik Gustafsson, Betreuer der Doktorarbeit, sagte gegenüber SPIEGEL
ONLINE, das System funktioniere nur in der Nähe von Küsten. "Ein Schiff
darf maximal 700 Kilometer vom Land entfernt sein." Ob das System
zuverlässig arbeite, hänge auch von der Variation der Küstenlinie ab.
Einen echten Einsatz auf offener See hat das
Navigationssystem noch nicht absolviert, immerhin aber einen
realitätsnahen Test. Dabei wurde der Computer mit simulierten
Radarsignalen gefüttert, die bei der Vorbeifahrt an einer Inselgruppe
entstehen.
Ein ähnliches Verfahren sei auch für U-Boote
denkbar, erklärte Karlsson. Anstelle von Radar könne hier das Sonar
genutzt werden. Die Schallmessungen müssten dann mit einer 3D-Karte des
Meeresgrundes abgeglichen werden, um die exakte Position zu bestimmen.
Die Europäische Union will mit "Galileo" eine
Alternative zum von den USA betriebenen GPS aufbauen. Das ehrgeizige
Projekt, ein System aus 30 Satelliten, soll der europäischen Wirtschaft
ab 2009 Sicherheit bieten und obendrein genauer arbeiten als GPS. Daran
beteiligt sind auch China, Indien und Russland. Störungssicher ist
Galileo jedoch ebensowenig wie GPS.
Holger Dambeck www.spiegel.de/wissenschaft/mensch15.03.2005
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